Mittwoch, 26. August 2015

EV Zug Vorschau 2015/16 Teil 1 - Die Sommeraktivitäten, diverse Akten und die möglichen Linienzusammensetzungen

Nach dem aus Zuger Sicht äusserst ärgerlichen Out im Playoff-Viertelfinale gegen den HC Davos – die Verletzung von Tobias Stephan als Killer – wird der EV Zug am 11. September beim ersten Meisterschaftsspiel auswärts gegen den HC Lugano nicht gross verändert in die neue Saison starten. Dies kann nun positiv oder negativ ausgelegt werden.

Zum Positiven: CEO Patrick Lengwiler verfolgt seit Jahren einen akribischen Plan, um die (hässliche) Meistertrophäe nach 1998 wieder in die Kolinstadt zu bringen. Der äusserst schlaue Manager hat mit Reto Kläy einen sehr kompetenten Sportchef zur Seite, der nun seit etwas über einem Jahr die Fäden bezüglich Teamzusammensetzung in der Hand hält und erfolgreich am Masterplan der Zuger arbeitet. Ausgangs der letzten Saison habe ich es erwähnt: die wichtigste Personalie – sogar wichtiger als der neue ausländische Center als Nachfolger von Robbie Earl – war die Akte Lino Martschini und diese hat Kläy mit Bravour gemeistert.

Lino Martschini hier im (potthässlichen) Nationalmannschaftstrikot

Der neue Vertrag mit dem besten Schweizer Scorer der vergangenen Meisterschaftssaison läuft bis Ende der Saison 2019/20. Der sehr gut dotierte und langfristige Vertrag ist ein klares Zeichen der Zuger, dass sie es mit dem Meistertitel in den nächsten Jahren ernst meinen.

Grundgerüst für eine Meistermannschaft steht

Nach den Verpflichtungen von Tobias Stephan auf der wichtigsten Position im Eishockey, den Verteidigern Robin Grossmann und Dominik Schlumpf und dem Stürmer Dario Bürgler plus den Verlängerungen mit Reto Suri und nun auch Lino Martschini steht das Grundgerüst der Schweizer Spieler für eine lange Playoffreise. Was es für den Titel braucht, sind die idealen Ausländer und Rollenspieler, welche diesen Kern ergänzt. Ob es in der aktuellen Formation für den Meistertitel in der kommenden Saison reicht, wage ich zu bezweifeln. Im Eishockey ist allerdings vieles möglich, besonders wenn man über einen derart exzellenten Rückhalt wie Tobias Stephan in den eigenen Reihen verfügt.

Akte Josh Holden

Eine nicht zu unterschätzende, evtl. entscheidende Komponente wie erfolgreich die Zuger Saison ausfällt, ist der Einbürgerungsprozess von Josh Holden. Der Leitwolf, der seine besten Jahre hinter sich hat, obwohl er letzte Saison eine Art zweiten Frühling erlebte, wird im Januar 38 Jahre alt. Sollte der Kanadier, wie man munkelt, noch vor den Playoffs Schweizer werden, kann sich Sportchef Reto Kläy die Hände reiben und einen zusätzlichen Ausländer für die Playoffs verpflichten. Das gäbe aus Zuger Sicht eine zusätzliche Stärkung für die bottom 6 hinsichtlich der Playoffs.

Modifikationen im Team

Zum Negativen bzw. weniger Positiven, wie man es auslegen will: die Ausgabe 2015/16 der Zuger hat sich gegenüber der letzten Saison nicht gross verändert. Auf der 2. Torhüterposition ersetzt Noël Bader vom eigenen Nachwuchs Gianluca Hauser. In der Verteidigung bleibt alles bestehen, ausser an 10. Stelle der Depth Chart: der von der Hockey Academy ausgebildete Livio Stadler wird vielleicht schon in dieser Saison National League Luft schnuppern können, wird jedoch bei den Elite Junioren eine grosse Rolle einnehmen. Im Sturm positiv zu bewerten ist die Akquise vom starken Zweiweg-Center Jarkko Immonen, der den fleissigen Scorer Robbie Earl ersetzt. Dies ist deshalb als Upgrade zu bewerten, da Immonen ein natürlicher Center ist, der defensiv sehr zuverlässig arbeitet und nach vorne seine gute Übersicht ausspielen kann. 

Sportchef Reto Kläy begrüsst Jarkko Immonen beim EV Zug
Zudem ist er ein überdurchschnittlicher Faceoff-Mann. Man weiss zwar nie, wie sich ein Spieler in einer neuen Mannschaft oder in diesem Falle gar einer neuen Liga akklimatisiert. Aber eine erste Linie mit Pierre-Marc Bouchard, Jarkko Immonen und Dario Bürgler hat das Potential, um für Spektakel zu sorgen. Weiter wurde Fabian Sutter unspektakulär mit dem zwei Jahre jüngeren Emanuel Peter ersetzt. Peter bringt mehr Wasserverdrängung mit und ist ein besserer Bully-Spieler. Sutter, der aufgrund von Holden’s Verletzung zeitweise in der ersten Linie spielte, aber dabei sehr blass blieb, brachte die Zuger Fans öfters an den Rand der Verzweiflung. Der Platz als Drittliniencenter werden sich Peter und der junge Nolan Diem unter sich ausmachen. Diem, der beste Faceoff-Spieler der Zuger, wurde in den Playoffs etwas fest gehyped und aus meiner Sicht überschätzt. Er wird nichtsdestotrotz hoffentlich in der kommenden Saison weiter reifen und in der Rolle als Center in der 3. Linie wachsen. Vermisst in der „bottom six“ wird sicherlich Fabrice Herzog. Mit 9 Punkten zeigte Herzog zwar nicht gerade grosse Scorerqualitäten, aber sein unermüdlicher Einsatz, sein körperbetontes Spiel und seine Checks wird Zug vermissen. An seiner Stelle tritt Nicolas Thibaudeau.
Zudem wurden Marc Marchon und Dominik Volejnicek, wie Stadler ebenfalls von der Hockey Academy, ins Team aufgenommen.

So könnte die Mannschaftsaufstellung aussehen:

Bouchard - Immonen - Bürgler
Suri - Holden - Martschini
Schnyder - Peter - Zangger
Lammer - Diem - Thibaudeau
13. Stürmer: Marchon, Volejnicek

Sondell - Schlumpf
Grossmann - Ramholt
Alatalo - Lüthi
7. Verteidiger: Erni, Morant, Blaser, Stadler

Simon Lüthi wird dem EV Zug wahrscheinlich erst ab dem neuen Jahr wieder zur Verfügung stellen. Aufgrund einer Kreuzbandoperation fällt der zweikampfstarke und wichtige Teamplayer monatelang aus. Er wird schmerzlich vermisst werden, gilt der hart spielende Verteidiger als äussert unangenehmer Gegenspieler.

Erfolgreiche Playoff-Teams sind robust

In der Viertelfinal-Playoff-Serie gegen den späteren Meister HC Davos hat man die Limiten von Zug gesehen. Powert der Gegner so wie Davos, haben die Kolinstädter nur eine Chance, wenn sich Torhüter Stephan in blendender Verfassung befindet. Stephan war es, der die Zuger in der Serie hielt. Zu gut, giftig und robust waren die Spieler des HCD. Besonders in den Playoffs kommt die Robustheit, die Wasserverdrängung und die Stärken bei den „battles along the boards“ zum Vorschein. Hier haben die Zuger aufgrund ihrer Grösse ihre Defizite. Diese wurden meiner Meinung nach noch nicht „meisterlich“ verbessert. Besonders in der dritten und vierten Linie fehlen mir noch zwei solcher Spielertypen für den ganz grossen Erfolg. Ein Dominic Lammer ist bspw. Fehl am Platz. Er gehört in die ersten beiden Linien, um seine Stärken auszuspielen. Doch diese Positionen sind bereits (sehr gut) besetzt. Evtl. macht ein Trade mit dem durchaus talentierten Lammer Sinn, um sich gezielt zu verstärken und dem langersehnten Finaleinzug näher zu kommen. Das Gleiche gilt im ähnlichen Sinne für Samuel Erni in der Verteidigung.

Ob die aktuelle Mannschaft für den Einzug in den Final oder gar Meistertitel reicht? Meiner Meinung nach ist Tobias Stephan immer für eine Halbfinal-Qualifikation gut. Ob die 3. und 4. Linie für eine weitere Reise in den Playoffs genügt, werden wir sehen. Die Einbürgerungsbehörden könnten hierzu sicherlich ihren Anteil dazu beitragen.

Im nächsten Bericht folgen interessante Vergleiche zu den anderen National League Clubs und auch NHL Clubs.

Zuzüge:
Bader (EV Zug Elite-Junioren), Immonen (Torpedo Nizhny Novgorod, KHL), Marchon (EV Zug Elite Junioren), Peter (EHC Biel), Stadler (EV Zug Elite-Junioren), Thibaudeau (SC Rapperswil-Jona Lakers), Volejnicek (EV Zug Elite-Junioren)

Abgänge:
Christen (Rücktritt), Dünner (SC Langenthal, NL B), Earl (Färjestad BK, SHL), Hauser (EHC Arosa, 1. Liga), Herzog (ZSC Lions), Repik (Bili Tygri Liberec, Extraliga) Stämpfli (HC La Chaux-de-Fonds, NL B), Sutter (EHC Biel), Thürkauf (Kelowna Rockets, WHL)


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