Donnerstag, 15. Mai 2014

Fazit nach einer Woche des Grümpelturniers in Minsk

Vorne weg: Ich bin kein Fan der jährlich wiederkehrenden Eishockey-Weltmeisterschaft, schon gar nicht in einem Olympia-Jahr. Ein Vierjahresrhythmus mit den Olympischen Spielen, der Weltmeisterschaft, des Canada oder World Cups und der Weltmeisterschaft muss unbedingt angestrebt werden. So wird die Weltmeisterschaft aufgewertet und so können die Eishockeyfans alle zwei Jahre mit den Olympischen Spielen und dem World Cup die besten Spieler geniessen.

A-WM der Herren als Cash Cow

Solange aber der IIHF mit der Weltmeisterschaft so viel Geld verdient, wird es enorm schwierig sein, den Spielkalender zu ändern. Denn mit den Einnahmen der A-Weltmeisterschaft der Herren werden die anderen Weltmeisterschaften der weiteren Divisionen und Altersklassen finanziert. Die andere Cash Cow des IIHF bildet die U20 WM der Herren.

WM als Grümpelturnier

Der Unterschied zwischen Olympia und der WM ist frappant: Mit den NHL-Superstars und den somit voll Starpower besetzten Kadern  steigt nicht nur das Niveau, der Unterhaltungsgrad der Spiele und die Hingabe der Spieler, sondern natürlich auch das Interesse der Mannschaften zu gewinnen. Vergleichen wir mal das Team Canada bei einer WM und Olympia: Hockey Canada hat jedes Jahr Mühe ein super Team für die Weltmeisterschaft aufzubieten (während Sean Simpson sich über 19 Absagen seiner besten Spieler beklagte, ist dies für Kanada nichts Neues, besonders in einem Olympia-Jahr. So steht kein Olympiasieger im Kader und nur einige wenige können WM-Erfahrung aufweisen) und muss den Spielern Zugeständnisse gewähren. Bspw. was die Vorbereitung auf die WM angelangt (höchstens 1 Woche) oder aber auch die Ausgangszeiten während der Vorrunde (im neuen Modus vergleichbar mit der ersten Woche des Turniers). Hier erzähle ich aus eigener Erfahrung, wie die kanadische Nationalmannschaft nach einem Sieg am Abendspiel sich fast geschlossen in einer Bar einige Bier genehmigten. Als in der Bar um 1.00 Uhr morgens nichts mehr los war, ging es für eine grössere Gruppe weiter in eine Disco bis morgens um 4.00 Uhr, wo nicht mehr Bier sondern Schnäpse konsumiert wurden. Dies wäre halb so schlimm, wäre nicht das Abendspiel am folgenden bzw. gleichen Tag, welches notabene ebenfalls gewonnen wurde. Auch ich habe mich an den grossen Spendierrunden beteiligt und weiss, was die Jungs getrunken haben. Wenigstens konnte ich bis am Mittag ausschlafen...
Klar gibt es bei den Olympischen Spielen auch das eine oder andere Bier. Aber solche Exzesse, wie an einer Weltmeisterschaft können ausgeschlossen werden. 

Das Beispiel Getzlaf in Helsinki

Anhand des Beispiels mit Superstar Ryan Getzlaf betrifft dies nicht nur die Mitläufer, sonder auch die allerbesten des Eishockeys. Seine Geschichte wurde bekannt, als er am frühen Morgen in der Disco "Circus" sich angeblich mit Einheimischen angelegt hatte. Der bekannte General Manager, nun bei den Calgary Flames, Brian Burke, wurde zitiert, dass er Getzlaf in dieser Nacht morgens um 4.30 Uhr vor dem Hotel angetroffen habe, da er einen frühen Flug zurück in die USA nahm. Burke nahm seinen ehemaligen Schützling (Burke war auch einmal General Managers der Anaheim Ducks) in Schutz, indem er zwar bestätigte ihn um diese Uhrzeit angetroffen zu haben, jedoch dass der kanadische Superstar weder betrunken noch mit einer Frau unterwegs war. Ehrenkodex in der NHL-Szene...

Überraschungen nicht verwunderlich

So sind die überraschenden Ergebnisse in der abgelaufenen ersten Woche der IIHF Weltmeisterschaft in Minsk wenig verwunderlich.
Hier die grössten Überraschungen der ersten Woche:

FRA - CAN 3:2
FIN - LAT 2:3
SVK - FRA 3:5
USA - LAT 5:6

Auch ist die Vorbereitungszeit gegenüber den Olympischen Spielen ganz anders: Gewisse Mannschaften, wie die Schweiz haben für die WM über einen Monat Vorbereitungszeit und dann gibt es die Kanadier und Amerikaner, die weniger als eine Woche Zeit haben, bis das Turnier beginnt. Aber das macht es gerade spannend, dass durch diese Gegebenheiten kleinere Nationen die Grossen packen können und so für Überraschungen sorgen können.

Neues Turnier ab der 2. Woche

Ab morgen Freitag beginnt die zweite Woche des Turniers. Nun werden die Spiele immer wichtiger, die Partys rarer und das Niveau sollte dementsprechend auch höher werden. Damit die nordamerikanischen Spieler nicht den Partys verfallen, werden jeweils ihre Familien bewusst für den Rest der WM eingeflogen, wenn sie nicht schon von Anfang an dabei waren. So können sie sich auf die entscheidende Phase des Turniers fokussieren, damit sie ab dem Viertelfinal bereit sind. In den vergangenen Jahren ging das Konzept von Hockey Canada jedoch nicht auf, da für die Kanadier jeweils im Viertelfinal des Grümpelturniers Schluss war. Aufgrund des Spielkalenders erhalten sie momentan aber jedes Jahr eine neue Chance.


Twitter: @HNISwitzerland

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