Donnerstag, 9. Februar 2017

Das Olympia-Eishockeyturnier ein Jahr vor PyeongChang – mit oder ohne NHL-Spieler?

Heute in einem Jahr beginnt das Eishockeyturnier der Olympischen Spiele in PyeongChang. Noch wissen wir nicht, ob die NHL ihr Geschäft für drei Wochen unterbricht, damit ihre Spieler in Südkorea dabei sein können. Es sieht momentan überhaupt nicht gut aus und es bleiben nur noch wenige Wochen für eine Einigung. Das IOC rund um Präsident Thomas Bach möchte sie natürlich dabei haben. Allerdings sind sie nicht mehr gewillt eine Ausnahme zu machen und die Kosten – es geht hierbei um ca. 15 bis 20 Millionen Dollar v.a. für Spielerversicherungen, aber auch Reisekosten und Unterkunftskosten für die Spieler und ihr Entourage – zu übernehmen. Bei den letzten 5 Olympiaden (also seit 1998, als die NHL erstmals ihren Betreib für Olympia unterbrach) hat das IOC jeweils diese Kosten gedeckt. In die Bresche springt nun aber der IIHF mit Präsident René Fasel, der sich bereit erklärt hat diese Kosten zu übernehmen. Viele befürchten jedoch, dass das Geld zu Lasten von Ausbildungsprogrammen und Förderungsprojekte der Mitgliedverbände gehen wird, was Fasel aber dementiert. NHL-Chef Gary Bettman machte es schon früh klar, dass diese Kosten für die NHL ein Killerkriterium wären. Nun scheint aber die Kostenfrage geregelt zu sein. Warum klappt’s dann immer noch nicht?

Komplizierte Angelegenheit zwischen der NHL und NHLPA

Nun wird es aber kompliziert. Die Mehrheit der NHL-Klubbesitzer – es ist die Rede von 24 bis 26 (von 31) – sind gegen eine Beteiligung der NHL-Spieler an den Olympischen Spielen. Es geht einerseits um Geld (stellen Sie sich vor Ihr Betrieb lässt für drei Wochen alles fallen), andererseits aber um die Gesundheit der Spieler. Sie befürchten Verletzungen ihrer Top-Spieler (bspw. verletzte sich der beste Spieler der New York Islanders, John Tavares im 2014 und fiel für die restliche Saison komplett aus), aber sie sind auch besorgt um den komprimierten Spielplan der Meisterschaft. Diese zweieinhalb Wochen zusammen mit dem Bye-Week (5 Tage komplett frei, sogar ohne Trainingsbetrieb), das jedes NHL Team seit dieser Saison besitzt, bedeutet, dass die 82 Meisterschaftsspiele in noch weniger Tagen gespielt werden müssen. Was aber – ein wenig versteckt – das grösste Hindernis darstellt, ist (bereits jetzt) der neue Gewerkschaftsvertrag (Collective Bargaining Agreement (CBA)) zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft (NHLPA), der ab der Saison 2022/23 fällig wäre: Die NHL möchte im Gegenzug, dass sie die Spieler für Olympia freigeben, einige ihrer Forderungen bei der NHLPA im neuen CBA durchsetzen. Dieser Standpunkt gestaltet sich als sehr heikel.

Gewisse NHL-Spieler werden gehen – Freigabe hin oder her

Die Spieler möchten aber um jeden Preis bei Olympia dabei sein. Eine kleine Minderheit, wie Alexander Ovechkin, gibt sich wortlaut. The Great 8 hat bereits im vergangenen Sommer im Rahmen des World Cup of Hockey in Toronto öffentlich bekannt gegeben, dass er bei den Olympischen Spielen dabei sein wird, egal wie sich die NHL entscheidet. Zudem hat er das Ok bei Capitals-Besitzer Ted Leonsis bereits abgeholt, der ihn ziehen lassen würde. Andere prominente Spieler, wie Sidney Crosby, Connor McDavid oder Jonathan Toews sind hingegen zu loyal zu ihren Klubs und sagen lediglich, dass sie gerne dabei sein würden ohne sich aber zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Falls es zu keiner Einigung kommt und die NHL ihren Betrieb für Olympia nicht unterbrechen sollte, aber gewisse Spieler wie Ovi trotzdem gehen würden, stünden gewisse NHL-Klubs vor gewaltigen Problemen. Ein Beispiel sei gesagt: Bleiben wir mal bei Washington, das ein Cap-Team ist (also den Salary Cap bis zum Maximum ausschöpft): Gehen wir davon aus, dass sie einigen Spielern wie Ovechkin, Backstrom und Kuznetsov die Freigabe an Olympia geben und müssen diese Spieler für drei Wochen ersetzen. Dazu hätten sie gar kein Cap Space, da die Spieler, die nach Südkorea gehen würden, immer noch täglich zum Salary Cap zählen würden.
Aber heben wir diese Diskussionen für ein nächstes Mal auf – spätestens dann, wenn es in einem Monat heissen würde, dass die NHL ihren Betrieb nicht unterbricht und die Spieler für die Olympischen Spiele nicht freigibt.

Fazit: Ohne NHL-Spieler ist das Olympia-Turnier nichts wert

Alles in allem sieht die Situation genau ein Jahr vor Beginn des Olympia-Eishockeyturniers nicht gut aus. Bob McKenzie, der bekannte TSN Hockey Insider, hat anfangs Woche wiederum mitgeteilt, dass er nicht daran glaubt, dass es zu einer Einigung kommen wird. Stellen Sie sich ein Olympia-Eishockeyturnier ohne NHL-Spieler vor... Nach fünf erfolgreichen und spannenden Austragungen mit den NHL-Spielern! Ausser den kleinen Nationen, die – wahrscheinlich zu Unrecht – Hoffnung schöpfen, wird keiner hinschauen. Ein kanadisches Olympia-Team mit David McIntyre vom EV Zug, Dustin Jeffrey von Lausanne HC, Cory Emmerton von Ambrì oder Maxim Noreau vom SC Bern? Welch Desaster!!  Auch die Schweizer Nationalmannschaft wäre nicht mal halb so spannend zu verfolgen. Und alle, die sich Hoffnungen machen, dass die Schweizer Nationalmannschaft grössere Chancen auf eine Medaille haben bei Nicht-Partizipation der NHL-Spieler: Seit 1948 hat die Schweiz keine Medaille gewinnen können.
In einem Monat sollten wir wissen, ob die NHL-Spieler dabei sein werden oder nicht. Für den Zuschauer ist es ein absolutes Muss. Es bleibt zu hoffen, dass eine Partei nachgibt und die besten Spieler der Welt am besten Turnier der Welt dabei sein werden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Im nächsten Artikel geht es über die mögliche Aufstellung der Schweizer an den Olympischen Spielen vom nächsten Jahr. Da ich davon ausgehe, dass sich die NHL und NHLPA in letzter Sekunde irgendwie einigen können, werde ich die Aufstellung inkl. der Spieler in Übersee vornehmen. 


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